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Prolog

"Eigene Wege sind schwer zu beschreiben, sie entstehen ja erst beim Gehen."

- Heinz Rudolf Kunze

Ich hätte diesen Abschnitt meiner Website, wie in den meisten anderen Fällen auch, "Über mich" nennen können. Oder auch "Was bisher geschah". Das wäre naheliegender und auch leichter verständlich gewesen. Trotzdem sagte mir mein Bauchgefühl, dass "Prolog" der passendere Begriff sei. Für diejenigen die nicht ganz so leseaffin sind wie ich: Ein Prolog ist quasi ein Teil der Geschichte, der vor der eigentlichen Geschichte spielt, diese aber maßgeblich beeinflusst.

Und genau darum soll es hier gehen. Hier möchte ich erzählen, was dazu geführt, dass ich heute hier bin, wo auch immer das gerade ist.

Ich bin nun Ende 20. Für die meisten ist dies eine Zeit, wo sie bereits fest im beruflichen Sattel sitzen, die ersten Hürden ihrer Karriere bereits gemeistert haben und darüber nachdenken wie sie ihre 40 Jahre bis zur Rente möglichst angenehm und sorgenfrei gestalten. Für mich sieht diese Lebensphase ein wenig anders aus.

Schon als Kind hatte ich ungewöhnliche Interessen für mein Alter. Dass ich bereits mit zwei oder drei Jahren erste Gehversuche am Klavier auf dem Schoß meiner Oma unternommen habe lässt sich eventuell noch unter "Musikalische Früherziehung" verbuchen. Dass ich bereits mit 4 Jahren in Eigenregie komplette Episoden von "Thomas, die kleine Lokomotive" als Hörspiel am Kinderkassettenrekorder aufgenommen habe, sprengt da aber dann doch den Rahmen des "Gewöhnlichen". Schon früh liebte ich Geschichten. Ich liebte es mit meiner Stimme zu spielen, zu erzählen, Figuren zu verkörpern, brachte mir selbst Gesang bei um den Geschichten, die sich seit meiner frühsten Kindheit pausenlos in meinem Kopf von selber schreiben, eine neue Ausdrucksform zu geben. Sprechen, Singen, Schreiben - Leidenschaften die mich schon immer definiert haben und die untrennbar mit meiner Persönlichkeit verbunden sind.

Warum also erst jetzt der Schritt ins Berufliche? Natürlich habe ich diese Leidenschaften nie abgelegt. Habe mit 16 Jahren angefangen mich mit dem Thema Homerecording auseinander zusetzen, mich über die Jahre immer besser mit meiner Stimme vertraut gemacht, verschiedene Projekte umgesetzt und geschrieben habe ich sowieso immer in irgendeiner Form. Also warum erst jetzt der berufliche Quereinstieg?

Die meisten vermuten wahrscheinlich, dass es Angst war. Ein Leben als freischaffender Künstler ist nicht ohne Risiken möglich, Risiken die nicht jeder bereit ist einzugehen. Und tatsächlich begann ich nach der Schule erst einmal ganz bodenständig mit einem Germanistik und Geschichtsstudium mich auf meine berufliche Zukunft vorzubereiten. Keine verschwendete Zeit, da dies meinen Umgang mit Sprache noch einmal zusätzlich sensibilisiert hat, aber ein Teil der akademischen Welt zu werden war nie mein Traum und Träume gegen Sicherheit zu tauschen schien mir nie als ein sonderlich erstrebenswertes Konzept.

Der eigentliche Grund für meinen späten Einstieg ist die gute, alte Krankheit "Depression", eine zutiefst tückische und gemeine Krankheit, die besonders in der Welt der kreativschaffenden fast schon als Volkskrankeit gilt. Aus heutiger Sicht war ich wahrscheinlich schon als Teenager irgendwie depressiv, aber richtig ausgebrochen ist die Krankheit, als ich zum Studium in meine eigene Wohnung nach Kiel gezogen bin. Niemand wusste, wie ich dort lebte und meinen Alltag gestaltete. Ich war noch nie jemand der mit seinen Gefühlen besonders gern hausieren ging, woran das liegt habe ich bis heute nicht so ganz verstanden. Doch war es wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb weder meine Familie, noch alte Schulfreunde von meiner Krankheit erfuhren. Neue Kontakte in meiner neuen Heimatstadt entstanden aufgrund der Krankheit erst gar nicht. Und so kam es, dass meine wesentliche Erinnerung an meine Lebensjahre 20 bis 26 daraus bestanden, dass ich in meiner unaufgeräumten Wohnung im Bett gelegen, Fast Food gegessen und vor mich hin überlebt habe. Aus heutiger Sicht verstehe ich selbst nicht ganz wie ich diesen Zustand so lange ausgehalten und vor allem hinnehmen konnte. Aber heute bin ich auch gesund. Und damals war ich krank. Natürlich bereue ich es, diese Jahre nicht mit positiven Erinnerungen gefüllt zu haben, aber so ist das nun einmal wenn man krank ist. Dinge, die für gesunde Menschen selbstverständlich sind, sind für depressive die Besteigung des Mount Everests. Und der Vergangenheit hinterherzutrauern ist für eine positive Gestaltung der Zukunft in etwa so hilfreich wie Fäustlinge beim Klavier spielen. 

Nach einigen, für mich schwerwiegenden Ereignissen (welche an dieser Stelle etwas zu weit führen würden), begab ich mich 2019 endlich in die schon so lange benötigte Therapie. Gut 2 Jahre habe ich gemeinsam mit meiner Therapeutin gegen diese Krankheiten gekämpft, mich jeden Tag ein wenig mehr aus ihren widerlichen Zwängen gelöst um dann Mitte 2021 tatsächlich nicht nur auf dem Papier sondern aus tiefstem Herzen sagen zu können "Ich bin gesund". Auf einmal begleitete mich eine Lebensfreude selbst bei alltäglichen Dingen, welche ich zuvor für eine Erfindung von Fernsehserien hielt. Natürlich sind nicht alle Tage schön, aber diese grundsätzliche Leichtigkeit, nicht hinter jeder Ecke Selbstzweifel und Zusammebruch zu erwarten ist einfach so ein Genuss, wenn man es vorher nicht anders kannte. 

Und auch die Kreativität, der Drang zu spielen, schreiben, singen, sprechen, wurde immer größer. Ich fühlte mich als wäre ich wieder das Kind, dass sich darauf freute, nach dem Kindergarten an den Kassettenrekorder zu dürfen. So viele Möglichkeiten, so viele Geschichten die geschrieben, gesprochen und erzählt werden wollen.

Schnell wurde mir klar, dass ich mein über all die Jahre alibimäßig belegtes Studium beenden musste, um alle meine Energien in mein neues, eigentlich altes Ziel stecken zu können: Meine Leidenschaften zum Beruf, und damit zum Mittelpunkt meines Lebens machen zu können. Ende August gründete ich daher meine eigene Firma "Strohhut Media Productions" um mich als Sprecher, Musiker und Autor selbstständig machen zu können. Und sehr schnell kamen auch erste Aufträge als Sprecher und Musiker für kleinere und größere Firmen ins Haus, während ich im Hintergrund weiter an meinem Debütroman arbeite. Mein erstes berufliches Highlight war die Buchung für meine Rolle als Brantlee Northriver im neuen DLC der renommierten Science-Fiction Videospielreihe "X" - eine ungewöhnlich große Rolle für einen Neuling noch dazu. Zu wissen, dass mein Name, meine Stimme Teil einer Geschichte ist, die von Tausenden Menschen auf der ganzen Welt gehört und gespielt wird gibt mir so viel Motivation weiterzumachen. Es ist die Bestätigung, dass ich das richtige tue. Das dieser Weg mein Weg ist. Und auch wenn er womöglich nicht ganz eben sein wird und hin und wieder in eine Sackgasse führt, so weiß ich doch, dass es richtig ist ihn zu gehen. Und ich bin dankbar für alle, die diese Reise mit mir gehen wollen.

Kristian

März 2022

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